NACHLESE
Vortragsreihe Herbst 2023
Forschungsgebundene Exkursionen in der Lehre am Archiv für Bau.Kunst.Geschichte
Im Herbst findet in Zusammenarbeit mit AIANI (Austria-Israel Academic Network Innsbruck) im Archiv für Bau.Kunst.Geschichte eine Vortragsreihe zu forschungsgebundenen Exkursionen in der Lehre statt:
Nachlese – Vortragsreihe Herbst 2023 – Universität Innsbruck (uibk.ac.at)
Mitglieder und Lehrbeauftragte am Archiv blicken zurück auf ihre Exkursionen der vergangenen Semester. In der Nachlese greifen sie unterschiedliche Themen auf: die heterogenen Lebensläufe der zwischen 1933-1941 nach Palästina exilierten Künstler, die Entwicklung von Ornament und Form zwischen Werkbund und Bauhaus sowie die Architektur im Gebiet des ehemaligen Jugoslawien von der Moderne bis zum sozialistischen Wohnungsbau. Die Vorträge reflektieren die Bandbreite der Forschung und Lehre am Archiv.
BUCHVORSTELLUNG
Zuflucht im Gelobten Land. Deutsch-jüdische Künstler, Architekten und Schriftsteller in Palästina/Israel
In Palästina/Israel wurden sie mit leicht spöttischem Unterton «Jeckes» genannt. Das stand für übertriebene Gründlichkeit, preussische Korrektheit, ausgeprägte Pünktlichkeit und eine gewisse zur Schau getragene Überheblichkeit gegenüber levantinischen Gepflogenheiten. Auch wenn durch Religion oder Zionismus dem «Land der Verheißung» eine Sonderstellung unter den möglichen Exilorten zukam, so bedeutete Palästina für die zwischen 1933 und 1941 einwandernden 60.000 aus Nazi-Deutschland geflüchteten Juden eine «Heimkehr ins Unbekannte». Sie galten als Paradebeispiele assimilierten Judentums, die sich in ihrem Geburtsland Deutschland «zu Hause» gefühlt und sich oft als «deutscher als die Deutschen» verhalten hatten. Ihre Eingliederung in das neue Umfeld wurde als schwierig angesehen. Für manche unter ihnen blieb das orientalische Land in der Tat ein lebenslanges Exil, einige wenige wanderten nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wieder zurück nach Deutschland. Für viele Immigranten jedoch wurde Israel zur (zweiten) Heimat. Ihr Beitrag zur israelischen Kultur und Wissenschaft sollte sich als ebenso unverkennbar wie bedeutsam erweisen.
Das vor wenigen Monaten erschienene Sachbuch konzentriert sich auf ein spezifisches Berufssegment der deutsch-jüdischen Einwanderung nach Palästina: auf die ArchitektInnen, KünstlerInnen und SchriftstellerInnen. In ihrem kreativen Handeln nahmen sie – proaktiv oder reflexiv – Bezug auf ihre Umgebung. Wie unter einem Brennglas offenbaren sich hier besonders eindringlich unterschiedliche, mitunter auch ambivalente Befindlichkeiten zwischen Exil und Heimat, zwischen Resonanz und Distanz. Allein der Vergleich zwischen Schriftstellern und Architekten steckt zwei polare Erfahrungen ab, die sich für den im Judentum symbolhaften Gegensatz von Buch und Haus manifestieren. Schriftsteller sind in der Muttersprache beheimatet, Architekten im Aufbau neuer Lebenswelten.
VERANSTALTUNGSORT:
Archiv für Bau.Kunst.Geschichte
Lois Welzenbacher Platz 1, Etage 6
6020 Innsbruck